“Die Burka war mein Vogelkäfig”
„Als Frau in Afghanistan aufzuwachsen, ist wie kein Mensch zu sein. Ich möchte die gleiche Freiheit haben wie die Männer, ohne dafür bestraft zu werden. Hier gibt es keine Zukunft für mich. So geht es vielen Frauen unter ihrer Burka“, sagt Benazir. „Wir flohen nicht aus Afghanistan, weil wir es nicht lieben. Aber welchen Sinn macht es, wie ein Vogel die Freiheit vom Käfig aus zu betrachten ohne die Freiheit wirklich zu spüren? Nach der Ermordung meines wundervollen Papas durch die Taliban…
(Benazir wird von Stille und Trauer überrannt und schaut mich mit ihren dunklen Augen an, während die Tränen vor Schmerz ihren Wangen entlang herunterlaufen. Nach einer Weile ist sie wieder in der Lage um fortzufahren: „Mein Papa war Polizist und ein sehr offener Mensch.
Er dachte anders als viele Menschen in unserer Stadt. Er wollte, dass wir studieren, dass wir unsere Zukunft so gestalten, wie wir es für richtig halten. Ich fing an, Betriebswirtschaftslehre zu studieren und schrieb nebenbei Romane. Leider haben die Taliban alles zerstört, zum Glück konnte ich zumindest eine Kopie retten.
Es wurde immer schlimmer, sodass meine Mutter, Schwester und wir beschlossen, unser Mutterland zu verlassen. Wir nahmen nur das Nötigste mit und machten uns auf den Weg von Iran in die Türkei und liefen täglich bis zu zweiundzwanzig Stunden über Berge und Wasser. Es wurde fasst nie eine Pause gemacht, nur kurz etwas essen, trinken und weiter ging es. Immer mit der Angst in uns, dass wir es vielleicht nicht schaffen würden.
Wir nahmen immer wieder unsere Hände und beteten zu Allah, damit er uns beschützt. Nach drei Versuchen schafften wir endlich es in die Türkei, doch wir wollten nach Europa – dort, wo uns sicher fühlen!
Unsere Flucht ging jetzt über das Meer mit einem Schlauchboot weiter. Wir waren insgesamt achtzig Personen und viele von uns konnten nicht schwimmen.
“ Ich frage Benazir, ob sie denn schwimmen könne. “Keine von uns kann schwimmen.
Dieses Gefühl, stundenlang Angst zu haben, dass man ins Meer fallen und ertrinken kann, das kann ich dir nicht beschreiben. Ich bin so traumatisiert, dass ich bis heute nicht ins Wasser gehen kann.
Wir haben viele Geschichten gehört, dass viele Menschen ertrunken sind, leider waren auch viele Kinder dabei. Wir hatten sehr viel Glück, keiner von uns ist ertrunken.
“ Die Reise von Benazir ist nur eine von vielen starken Frauen, die sich auf den Weg machen, um in den Genuss der Freiheit zu kommen. Der gleichen Freiheit, die die Männer haben.