Ich befinde mich auf der thailändischen Insel Koh Bulon und mache mich auf zu einem Fischerdorf. Dort will ich mich mit zwei Fischern treffen, um mehr über ihre Arbeit auf dem Meer zu erfahren.
Als ich ankomme, beladen Fandee und sein Schwiegersohn Piya das Boot gerade mit Netzen und Bojen. Beide wirken hell wach.
Sie erzählen mir, dass sie ihre Ausrüstung aus recycelten Plastikflaschen und Holz gebaut hätten. Hierzu dürfte sie weniger ihr Sinn für den Klimaschutz motiviert haben, als ihre finanzielle Not.
Fandee ist seit 30 Jahren Fischer. Er hat sein Wissen an Piya weitergegeben, der ihn bei der Arbeit unterstützt.
Dann beginnen die Männer, ausgeworfene Netze einzuholen, die Augen ausschließlich auf den Fang gerichtet. Ihre Gesichter verharren sich. Es sieht nicht gut aus. Zu wenige Krabben und Tintenfische haben sich in den Maschen verfangen.
Fandee erzählt mir von den täglichen Herausforderungen, die er und sein Schwiegersohn bewältigen müssen. Die Arbeit auf See erfordert ein hohes Maß an körperlicher Belastbarkeit und die ständige Auseinandersetzung mit dem Meer sowie den Wetterbedingungen. “Trotzdem müssen wir jeden Tag 1.000 Baht verdienen, um unsere sechsköpfige Familie durchzubringen.” Das entspricht ungefähr 27 Euro. Ein Kilogramm Tintenfisch wird für 250 Baht verkauft, was etwa sieben Euro gleicht. Für ein Kilogramm Krabben erhalten sie 400 Baht, umgerechnet ungefähr elf Euro.
Vor zwei Tagen traf ich im Fischerdorf einen jungen Mann Mitte Zwanzig. Er wird als erster in seiner Familie studieren. Sein Vater hatte ihm geraten, lieber Ingenieur zu werden statt Fischer. Der angehende Student klang überzeugt: Er würde seine Familie stolz machen.
Auch Piyas Kinder studieren, um sich ein besseres Leben leisten zu können. In den Ferien helfen sie dem Vater dabei, das Familieneinkommen zu erhöhen. Ansonsten verfolgt die nächste Generation andere Karriereträume, die Stabilität bieten.
Nachdem die Netze eingeholt sind, kehren wir zurück ins Dorf. Dort werden Fandee und sein Schwiegersohn von ihren Familien erwartet. Die Arbeit ist längst nicht zu Ende. Die Krabben müssen aus den Netzen befreit werden.
Bevor ich mich verabschiede, frage ich Fandee nach seinen Zukunftsplänen. Er lächelt, als er antwortet: “Die Absicherung meiner Familie liegt mir am Herzen.”