Shaqiq (Bruder), du siehst wie ein Marokkaner aus! Deine Mama ist bestimmt – Marokkanerin? Nein! Aber dein Papa? Auch nicht… Und schon ruft er seine Freunde, weil er es mir nicht glaubt: „Schaut euch mal den an, wie sieht er aus?“. Sie sagten Araber, Tunesier, Ägypter , „ […] und einer von seinen Freunden, das ist doch ein Iraker?“, „Nein, er kommt aus Rumänien.“ „Was? Seine Vorfahren stammen bestimmt aus Arabien!“. Um nicht länger einfach nur dazustehen, sagte ich: „Kann sein!“. „Ja Habibi, so ein Aussehen kann nur ein Araber haben!“ Ich habe das Glück, dass ich in arabischen Ländern sehr nah an die Menschen kommen kann, viele denken, dass ich einer von ihnen bin. Sie sprechen mich immer auf Arabisch an, wenn ich aber auf Englisch zurückantworte, sprechen sie immer noch arabisch mit mir, sie glauben mir nicht, wenn ich sage, dass ich aus Rumänien komme.
Mustafa: Der Job der Ledergerber in Marrakesch ist schmutzig, hart und unterbezahlt. Es ist echte Knochenarbeit, es dauert mehrere Tage, bis ich das Leder verkaufen kann! Mir tut schon alles weh, aber was soll ich machen? Mir und meiner Familie bleibt nichts anderes übrig! Ich versuche die Schmerzen und die Sorgen mit einem Schluck guten Tees herunterzuspülen. So machen wir das seit Generationen, ich bin mir sicher, dass meine Kinder die Tradition weiterführen werden.
Bist du sicher, dass ihr in 10 Jahren immer noch auf diese Weise Leder produziert? Mustafa: In schā’ Allāh, was sollen wir denn sonst machen? Ich denke schon, dass wir unser Leder immer noch so produzieren werden. Wir machen das seit Hinderten von Jahren und zwar in bester Qualität. Warum sollten wir es in Zukunft anders machen?
Weil viele Menschen Veganer und Vegetarier geworden sind und immer mehr nachdenken, ob sie Tod und Leid von Tieren unterstützen wollen. Mustafa: So viele Veganer und Vegetarier gibts es nicht, um meine Arbeit aufzugeben. Solange die Nachfrage noch da ist, werde ich weiter machen. Nur Allah weiß, wie lange ich hier noch arbeiten werde.