Meine Augen waren überall und doch sah ich keinen Menschen auf den Straßen, war es doch eine schlechte Idee, bei 43 Grad nach schönen Momenten zu suchen?
Kurz vor dem Aufgeben sah ich Pferde, die mitten in Wohnblocks standen, das sieht sehr interessant aus.
Auf der rechten Seite war ein Berg voller Holz, Schrott und dazwischen wunderschöne Pferde. Der Aufpasser las grade einen alten Roman.
Ich sagte „Hallo, sind das deine Pferde?“ und er erwiderte:
„Nein, ich passe nur auf sie auf“.
Ich fragte ihn, wem sie gehörten.
Einem Libanesischen reichen Mann.
Und bezahlt er dich gut? War gleich meine zweite Frage.
Ja, ich mache den Job hier nicht wegen des Geldes, ich mach ihn, weil die Pferde mir sehr gut tun!
Was hast du davor gearbeitet?
Ich war lange beim Militär, durfte sogar einmal auf Nicolae Ceaușescu aufpassen.
Echt jetzt?
Ja, und wie war er als Präsident?
Der war kein guter, aber damals musste keiner hungern! Jetzt muß jeder schauen, wo er bleibt.
Hast du Kinder?
Er senkte sein Kopf und wurde sehr ruhig….
Ich hatte zwei Kinder, leider sind beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Das tut mir leid!
Sorry für die Frage!
Alles ok, man kann und muss über den Tod reden, sonst verarbeitet man es nicht.
Cata komm mit, ich zeige dir wo ich schlafe, schau das ist mein Reich.
Ich war kurz sprachlos und fragte, ob noch einer hier schläft, da im Raum zwei Betten waren.
Schläft noch einer hier?
Nein, ich bin immer alleine und lese viel, ich bin sehr dankbar, das du vorbeikommen bist Cata, habe mich schon lange nicht mehr unterhalten!
Ich habe zu danken, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dir zuzuhören.
Wenn du mal wieder hier bist, schau doch bitte vorbei.
Werde ich machen, Dorel!
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Ich traf Marcel (Spitzname Capra, Rumänisch für Ziege), einen rumänischen Fischer der seit 2006 auf einer sehr kleinen Insel in Delta Dunarii lebt.
Hallo, na wie geht es dir?
Mir geht es gut, habe mein Paradies hier gefunden, ohne nervige Menschen und das Beste ist:
ohne eine Frau, die mir sagt was ich zu tun habe und wie viel ich trinken darf!
Hier sind wir noch freie Männer, wenn du weißt was ich meine ha ha ha…
Ich muß dir sagen, dass ich auch mit einer Frau frei bin.
Jetzt noch, warte mal ab..
Lebst du hier ganz alleine?
Nein, ich habe meine Hunde und ein paar Katzen, für die Ratten.
Bist du vierundzwanzig Stunden alleine mit den Tieren?
Nicht immer, es kommen oft Fischer her und übernachten auf der Insel.
Das heißt, dass du hier auf die Netze und Fische aufpasst?
Ja, komm ich zeige dir mein Paradies. Bevor wir los gehen, muß ich noch kurz was trinken.
(Er packt aus seinem Versteck eine Flache Alkohol und nimmt einen kräftigen Schluck.)
Warum versteckst du die Flasche?
Bist du dumm, denkst du echt ich lasse die Flasche einfach so hier rumstehen?
Die anderen Fischermänner würden sie sofort leer trinken, ohne mich.
Während wir laufen, frage ich ihn, wo er denn duscht.
Schau mal links und rechts, hier ist überall Wasser.
Trinkst du das Wasser auch?
Natürlich, das Wasser ist viel sauberer als das in der Stadt, das ist meine Medizin ich gehe nicht mal zum Arzt. Als ich letztes Mal Leitungswasser getrunken habe, hatte ich tagelang Bauchschmerzen.
Wenn ich dieses Wasser trinken würde hätte ich tagelang Bauchschmerzen.
Ja, weil dein Magen bis jetzt nur Scheißwasser bekommen hat ha ha ha…
Schau hier mein Haus, warte ich mach dir auf..
Er macht auf und hinter der Tür ist nur eine Matratze zu sehen. Seine Klamotten liegen überall vertreut, wie bei einem pubertären Teenager, der keine Lust auf Aufräumen hat.
Komm, ich zeige dir wo wir Männer im Winter sitzen und trinken.
Während meines Besuchs zeigte Marcel mir alles auf der Insel. Ich hatte das Gefühl, dass er schon lange nicht mehr mit einem Menschen mehr geredet hat.